Asset-based Credit für wachsende Unternehmen

Beitrag von: Carl-Jan von der Goltz
28. September 2021

Start-ups und junge Unternehmen sind zentral für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Doch ihre Finanzierung ist alles andere als gesichert. Objektbasierte Finanzierungsmodelle können Abhilfe schaffen.

Die Digitalisierung wurde durch die Corona-Krise weiter beschleunigt. Damit werden Technologie-Start-ups in ihrer Rolle als Innovatoren der Wirtschaft noch einmal bestärkt. Jedoch hat die Gründerszene die Auswirkungen der Pandemie selbst deutlich zu spüren bekommen: Mehr als die Hälfte der Start-ups musste auf staatliche Hilfen wie das erleichterte Kurzarbeitergeld zurückgreifen. 50 Prozent haben geplante Investitionen verschoben. Dies sind zwei Erkenntnisse aus dem „Start-up Monitor 2020“, einer gemeinsamen Befragung des Bundesverbandes Deutsche Startups, von PwC und der Universität Duisburg-Essen. Finanzierung ist keine leichte Aufgabe für junge Unternehmen: 43 Prozent der Befragten sehen die Kapitalbeschaffung als eine ihrer größten Herausforderungen, 32 Prozent geben Cashflow und Liquidität als problematische Themen an. Mehr als die Hälfte der Befragten wünscht sich Finanzspritzen, bspw. von Wagniskapitalgebern, doch nur 19 Prozent der Start-ups haben in der Realität Zugang zu solchen Quellen.

Klassische Bankangebote scheiden meist aus

Wenn die Gründungsphase z.B. mithilfe eines Investors überwunden wurde und das Wachstum Fahrt aufnimmt, stellt sich die Frage nach der Beschaffung der erforderlichen Liquidität. Ab einer bestimmten Belegschaftsgröße und eines gewissen Auftragsvolumens wird der Zugriff auf Fremdkapital für das operative Geschäft unausweichlich. Schließlich müssen Aufträge vorfinanziert, Lager aufgestockt, das Team vergrößert und Prozesse ausgeweitet werden. Doch Banken stehen den jungen Unternehmen an dieser Stelle i.d.R. nicht zur Seite: Das Risiko ist zu hoch, die Bonität reicht nicht aus. Außerdem ist die Bewilligungsphase bei klassischen Angeboten oft zu langwierig für schnell wachsende Unternehmen. Sie können sich jedoch auf neue Finanzierungsformen wie Asset-based Credit stützen.

Sicherheiten wichtiger als Bonität

Im Rahmen von Asset-based Credit werden kurz- bis mittelfristige Spezialkredite vermittelt. Der entscheidende Unterschied zu klassischen Bankfinanzierungen liegt hier in der Besi­cherung: Bei Asset-based Credit kann dazu auf das gesamte Umlauf- und Anlagevermögen im Unternehmen zurückgegriffen werden. Die Möglichkeiten reichen vom Maschinen-oder Fuhrpark über das Rohstoff- und Warenlager bis hin zu Sachwerten oder Immobilien. Durch diesen starken Objektbezug ist das Modell für eine Vielzahl von Branchen geeignet – vom E-Commerce-Anbieter bis hin zum produzierenden Unternehmen. Da Asset-based Credit weitgehend bonitätsunabhängig ist, steht es auch Jungunternehmen offen, die bereits durch einen Eigenkapitalinvestor unterstützt werden. Allerdings müssen die vorhandenen Vermögensobjekte auch als Sicherheiten infrage kommen: Rohstoffe oder Fertigwaren müssen marktgängig und zahlreich sein. Einzelprodukte, verderbliche Waren oder unfertige Fabrikate scheiden hingegen aus. Wird mobiles Anlagevermögen in Betracht gezogen, müssen die Maschinen, Anlagen oder Fahrzeuge ebenfalls werthaltig, gängig und zahlreich sein. 

Beispiel aus der Praxis

Als Beispiel sei hier ein junger Player am E-Mobility-Markt genannt, der eine objektbasierte Finanzierung seit geraumer Zeit nutzt. Das innovative Geschäftsmodell verknüpft ein Online-Abonnement mit Verleihstationen in Ferienregionen und dem späteren Verkauf der gebrauchten E-Bikes. Die starke Nachfrage stellt das Unternehmen vor die Herausforderung, stets genügend Produkte vorzuhalten. Gerade das Abo-Modell erfordert es, eine stetig wachsende Zahl an Fahrzeugen über die Laufzeiten von mehreren Monaten zu finanzieren. Wie bei den meisten Start-ups kamen klassische Finanzierungsansätze in dieser Situation nicht infrage. Auf der Suche nach Alternativen stieß das Unternehmen auf Asset-based Credit. Die E-Bikes aus den Lagern und die Abonnements des Anbieters, die nicht mehr unter einem Eigentumsvorbehalt eines Lieferanten stehen, kamen als Sicherheiten infrage – die Finanzierung gelang. Eine cloudbasierte Software trug dabei zur Beschleunigung des Finanzierungsprozesses bei: Die Anwendung liefert Daten zur Wertentwicklung der Assets direkt aus den ERP- und Warenwirtschaftssystemen des Unternehmens. Mit den durch Asset-based Credit bereitgestellten Mitteln kann der E-Mobility-Anbieter seinen Warenbestand nun aufstocken und sein Wachstum weiter vorantreiben.

Illustration: 123rf.com/provector

Immer auf dem Laufenden bleiben und einmal monatlich alle Updates des FINANCE Think Tanks erhalten: registrieren Sie sich jetzt für unseren kostenlosen Newsletter!

    * Pflichtfelder

    Es gelten die Datenschutzhinweise der Targecy GmbH. Sie können der Verarbeitung Ihrer erhobenen personenbezogenen Daten jederzeit ganz oder teilweise mit Wirkung für die Zukunft durch eine Nachricht an info@targecy.de widersprechen. Weitere Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.