Der Weg zum ESG-Champion

Beitrag von: Moritz Treude, Stefan Eggers
14. Oktober 2022

Der niederländische Gewächshausspezialist Boal arbeitet gemeinsam mit dem Finanzinvestor Equistone daran, noch nachhaltiger zu werden. Was bereits umgesetzt wurde, was noch geplant ist und warum bei diesem Thema alle Gewinner sind.

Boal hat jetzt schon erreicht, wovon viele Unternehmen noch weit entfernt sind: Laut Rating des weltweit renommierten Spezialisten Sustainalytics gehört die niederländische Gruppe beim Thema Nachhaltigkeit zum besten Prozent aller weltweit bereits analysierten Unterneh­men (knapp 15.000). Im Branchenvergleich liegt der Spezialist für hochwertige Gewächshaussysteme global sogar auf Platz 1. Doch das Unternehmen ruht sich auf diesem Erfolg nicht aus. Das Rating, das Anfang 2022 erstmals abgeschlossen wurde, dient auch der Bestandsaufnahme, um Risiken und Schwächen zu identifizieren. Dabei setzt Boal in Abstimmung mit seinem Mehrheitseigentümer, den Equistone Fonds, vor allem auf drei Arbeitsfelder: Emissionen reduzieren, Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter weiter ver­bessern und eine verantwortungsbewusste Unternehmensführung.

Viel erreicht, große Pläne

Für einige der geplanten Veränderungen sind Investitionen notwendig. So soll z.B. ein älterer Aluminiumofen gegen einen neueren, effizienteren ausgetauscht werden – mit einer möglichen Energieeinsparung von bis zu 40 Prozent. Ebenso soll der Wasserverbrauch im Jahr 2025 im Vergleich zu 2020 um 15 Prozent sinken. Im selben Zeitraum soll der Anteil von recyceltem oder CO2-arm hergestelltem Aluminium auf 25 Prozent steigen. Und bis 2050 will das Unternehmen CO2-neutral werden. Mit einem neuen IT-System sollen Trainingsprogramme und Mitarbeiter-Zufriedenheitsbefragungen leichter umsetzbar sein – mit dem Ziel, die Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten zu fördern.

Das Vorantreiben einer nachhaltigen Unternehmensstrategie ist nicht nur ein wesentlicher Eckpfeiler der gemeinsamen Partnerschaft zwischen Boal und den Equistone Fonds – auch aus wirtschaftlicher Sicht lohnen sich die Bemühungen: Zum einen werden Risiken reduziert, zum anderen können neue Chancen genutzt werden. Die Nachhaltigkeitsanalysen helfen dabei, bessere gesellschaftlich relevante Produkte zu entwickeln. So können besonders nachhaltige Produkte Boal helfen, noch besser im Wettbewerb zu bestehen und weitere qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen, die auf Nachhaltigkeit Wert legen. Dies kann das Unternehmen auch in den Augen eines späteren Erwerbers wertvoller machen.

Geringere Risiken, neue Chancen

Schon bei den Gesprächen zur Mehrheitsübernahme von Boal durch die von Equistone beratenen Fonds im Frühjahr 2018 wurde deutlich, wie relevant das Unternehmen und seine Produkte für die Lösung von Ernährungsproblemen sind: Sie erlauben eine lokale, zugleich ressourcenschonende Lebensmittelproduktion bei weniger Anbaufläche und deutlich weniger Wasserverbrauch und Pestizideinsatz. Equistone selbst hatte zudem bereits früh die Bedeutung von ESG-Themen für das Portfolio der Fonds erkannt, entsprechende Risikoanalysen angestoßen und Maßnahmen entwickelt, mit denen Portfoliogesellschaften auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit unterstützt werden können. Auf dieser Basis wurden und werden die zahlreichen ESG-Ansätze bei Boal strukturiert und fokussiert abgearbeitet.

Der Ablauf dabei ist immer ähnlich: Im ersten Schritt erfolgt die Bestandsaufnahme. Danach wird geprüft, welche Anforderungen die Geschäftskunden, Endkunden, Mitarbeiter und Kapitalgeber von Boal haben. Bevor es an den Plan für die konkrete Umsetzung geht, werden die Ziele priorisiert unter Berücksichtigung des Zeithorizonts, der notwendigen Investitionen und der Einbindung von Zulieferern und anderen direkten und indirekten Stakeholdern.

Notwendige Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung der Projekte war, dass alle Beteiligten an einem gemeinsamen Strang ziehen. Dazu müssen nicht nur Management und Kapitalgeber ein Team bilden, sondern auch die Mitarbeiter, die Zulieferer und – möglichst – auch die Kunden Teil des Teams werden. Das erfordert viel Kommunikation und Verständnis füreinander, aber auch Geduld und manchmal schwierige Entscheidungen, weil eine klimafreundlichere Produktion oft auch mit Mehrkosten verbunden ist.

Zur Unterstützung werden auch spezialisierte, externe Berater hinzugezogen, sodass ausreichend personelle Ressourcen zur Verfügung stehen. Der von Boal ausgewählte Berater ist auch eng in die „Data Convergence Initiative“ eingebunden, eine Initiative, zu der sich verschiedene Private-Equity-Marktteilnehmer zusammengeschlossen haben mit dem Ziel, gemeinsame ESG-Kennzahlen zu entwickeln, die Portfolio-übergreifende Vergleiche in Bezug auf Nachhaltigkeitsthemen ermöglichen. Keine ganz einfache Aufgabe, denn angesichts unterschiedlichster ESG-Kategorien und -Ziele ist die Vergleichbarkeit bislang schwierig.

Langfristig profitieren

Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit hat Boal bereits ein gutes Stück zurückgelegt, die Voraussetzungen sind geschaffen, die weiteren ehrgeizigen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Angesichts steigender Energiepreise, Fachkräftemangel und internationalen Wettbewerbs wird Boal in mehrfacher Hinsicht von diesen Anstrengungen profitieren. Equistone unterstützt dabei nicht nur Boal auf seinem Weg, sondern wird die Erfahrungen auch für mehr Nachhaltig­keit bei vielen weiteren Beteiligungen im Portfolio der Fonds einsetzen. Nachhaltigkeit ist eine Investition, von der nicht nur Umwelt und Gesellschaft profitieren – sondern auch die, die sich direkt dafür einsetzen.

Illustration: Stefanie Schwary

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